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Die ersten Reitstunden hatte ich mit 8 Jahren, immer, wenn wir im Urlaub waren, da in unserer Nähe weit und breit keine Reitschule war.

Ich hatte aber immer und überall Pflegepferde, ich kannte in unserer Stadt jeden Ackergaul, der irgendwo im Hinterhof stand und war eine gefragte Umsonst-Mist-und-Putz-Kraft...

Bis ich 13 war, war ich in Reiterferien gewesen, hatte zig Longen- und Einzelstunden hinter mir und dachte, ich KÖNNTE reiten.

In Ungarn (im Urlaub) nahm ich dann an einem Geländeritt teil, der dann mit einer angebrochenen Hüfte endete. Toller Urlaub...

Danach hatte ich für zwei Jahre erst mal vom Reiten die Schnauze voll, ich hatte auch fürchterliche Angst, sobald sich ein Pferd auch nur einen Schritt in eine Richtung bewegte, die ich NICHT vorgegeben hatte.

Mit 16 lernte ich zwei Schwestern aus dem Nachbarort kennen, die ihre ganze Freizeit mit zwei Ponies und mehreren Großpferden verbrachten - 20 km entfernt. Die beiden nahmen mich dann unter ihre Fittiche und oft mit und ich verlor meine Angst.

Als ich dann den 80´er Motorradführerschein hatte, war ich fast täglich in Darmstadt, bekam dort Unterricht, konnte bis zu 4 Pferden am Tag reiten und schließlich auch mit auf Jagden und Turniere gehen.



Die ersten Turniere waren durch Magenschmerzen, zittrige Knie und tagelangen Durchfall gezeichnet, aber irgendwann hatte sich das auch gelegt und ich rutschte immer wieder in die Plazierungen...Ich hab von jeder Sorte mindestens eine Schleife...nur ein Sieg wurde mir nie gegönnt...grummel...immer waren die kleinen Jungs mit den 20.000,- DM-Mega-Spring-Ponies vor mir plaziert...




Das Pferd mit dem ich so viel Glück hatte (der sprang zur Not auch über einen Bindfaden...), war "Monti" . Ein damals 12 jähriger schwarzer Bayernwallach mit einem Stockmaß von knapp 1,80...der "große schwarze Dummvogel", wie wir ihn liebevoll nannten. Eine echte Seele von Pferd, der immer 100% zuverlässig war und außer vor Schafen vor nichts Angst hatte.



Monti wurde dann leider verkauft - und ging dann später noch mit seiner neuen Besitzerin bis ins Bayrische Jugendkader!

Danach wagte ich mich auch mit "Sagun" auf Turniere, allerdings mit meist katastrophalem Ausgang...der war dafür einfach nicht gemacht...er sprang meinstens wie ein Hubschrauber: Zog an wie ein Geisteskranker, ließ sich auch nicht mehr zurücknehmen - und entweder er sprang einen halben Meter ÜBER das Hindernis, oder er zog die Bremse oder er bremste und sprang dann aus dem Stand...

Ich kam mit ihm mehr als einmal total in Seenot...und ließ zersplitterte Stangen und kopfschüttelnde Richter zurück...

Das hat mir dann den Spaß an Turnieren und am Springen völlig genommen, und als auch noch private Querelen dort im Stall Überhand nahmen, verabschiedete ich mich.

Ich wurde dann von einer Freundin auf eine Anzeige hingewiesen, in der jemand nach einer Reitbeteiligung ganz in meiner Nähe suchte:
Ich machte einen "Schnuppertermin" aus und verliebte mich...




Auf einem Paddock stand - im Licht der untergehenden Herbstsonne - ein 1,74 großer, brauner bildschöner Hannoveranerwallach, der sich unglaublich  in Positur warf und einer rossigen Stute, die vorbeigeführt wurde, hinterherbrüllte....
Seufz...ich bekomme heute noch eine Gänsehaut...

Mein Don...zur Begrüßung biß er mir erst mal herzhaft in den Arm, weil ich mit den Leckerlis nicht schnell genug nachkam.

Ich machte einen Test-Ritt, die Besitzerin war begeistert, wie gut ich mit ihm klarkam...eigentlich war es ein einziger Kampf, weil der Dicke weder Lust noch Kondition noch irgendeine Idee von "Gymnastizierung" oder Dehnung hatte...



Ich blieb jedenfalls ein gutes Jahr dabei und war immer wieder zwischen Frust und Begeisterung hin und hergerissen...

Don war ein unerzogener Sturkopf, der sehr wohl wußte, wie stark er war und daß er im  Zweifelsfall immer der stärkere war. Er war mit 6 Jahren erst gelegt worden, zwei Hengsleistungsprüfungen gegangen und wegen "mangelnder Kooperation" beim Fremdreitertest durchgefallen...

Er war danach als Springpferd bis L gegangen (schon mit 5 Jahren) und hatte mit seinem damaligen Besitzer nach einem schweren Unfall keinen Sprung mehr angezogen.

Danach sollte er Dressurpferd werden, bekam aber schon früh Arthroseschübe und stand dann bald nur noch auf der Koppel.

Da auf einen 10jährigen Arthroserentner niemand Lust hatte, sollte er dann "in die Wurst" - was Britta, seine damalige Besitzerin, verhinderte und ihn zusammen mit einem Kollegen kaufte.

Sie ist ca. 1,55 groß (falls ich mich verschätze, sei mir verziehen!) und ein richtiges Fliegengewicht. Don nahm sie überhaupt nicht ernst und machte gerade, was er wollte. Er konnte, wenn er einen guten Tag hatte, sooooo ein Lieber sein, aber wenn er keinen Bock mehr hatte, ein echtes Ekel...

Mehr als einmal kam er allein - mit Britta 100 Meter dahinter - aus dem Gelände nach Hause.

Der Mit-Besitzer war ein begeisterter Geländereiter. Wenn er kam, war er dann gleich 4, 5 Stunden unterwegs. Und am nächsten Tag blieb Don dann wieder in der Box ("hat ja gestern geschafft...")...

Koppeln gab es nicht, niemand hatte Lust, mit ihm in die Halle zum arbeiten zu gehen, und wenn schlechtes Wetter war, hatte er halt Steh-Tage.

Die Folge war, daß er ständig angelaufene Beine hatte und oft lahm ging.

Der erste Tierarzt war der Meinung, daß man ihm einschläfern sollte, mit 12 schon so eine starke Arthrose : "Der hat nur noch Schmerzen und wird eh nicht alt."

Der zweite Tierarzt meinte, daß Don viel, viel, viel regelmäßige Bewegung brächte - aber die konnte ihm niemand auf diesem Hof zusichern...

Da ich damals schon wieder 30 km entfernt wohnte, konnte ich auch nicht jeden Tag rausfahren - und Don ging es, es war Winter, wieder sehr schlecht.

Zu dem Zeitpunkt kam Britta aus privaten Gründen auch unter finanziellen Druck und entschloß sich, Don zu verkaufen. Das war ein echter Kampf, einige Leute wollten ihn unbesehen, nur aufgrund seiner Bomben-Abstammung (Duft -Duellant - Diplomat /  Der Löwe...etc...nur vom feinsten Hannoveranerblut) kaufen.



Aber er sollte wirklich nur in gute Hände kommen und nicht wieder verheizt werden...die Käufersuche zog sich und zog sich und Britta bekniete mich immer wieder, ihn zu nehmen.
Ich war damals aber noch in der Ausbildung und hatte absolut kein Geld...

Noch heute bin ich Britta und Uli dankbar für ihre Fairness: Sie verkauften mir Don mitsamt Sattel und Zubehör für ´n "Appel und ein Ei" und zahlten auch noch  fast ein halbes Jahr den größten Teil der Stallmiete.

Ich holte Don dann (mit der Prämisse :"Dann hat er hoffentlich noch ein, zwei schöne Jahre") zu mir in einen kleinen Privatstall in Erzhausen, wo er täglich auf die Koppel oder einen Paddock kam, ein supertolles Gelände rundrum war und auch ein großer Reitplatz.



Und bis heute - er ist jetzt 25 Jahre alt - hatte er mit seiner Arthrose keine Probleme mehr.

Ich habe ihn jetzt seit über 13 Jahren, oft geflucht, ein Reihenhaus weniger als manche Bekannte,  aber auch viel Spaß mit meinem Dicken gehabt.



Stur wie ein Panzer - aber ein Goldstück im Umgang mit Kindern.

In der Halle oft triebig bis zum abwinken, und im Wald eine 2000PS-Lokomotive...

Er war nie besonders anhänglich oder schmusig...WENN er mal von selbst kam und sich ankuschelte, wurde ich sofort hellhörig, dann ging es ihm meistens sehr dreckig und er hatte Schmerzen... - oder extremen Hunger, aber dann war er weniger schmusig als vielmehr aufdringlich.

Seit 4 Jahren lebt er jetzt nach einer Knochenabsplitterung im Kronbein, inmitten einer Rentner-Gang in der Rhön. Ein echtes Paradies für Pferde, endlos große Koppeln, große Unterstände, frisches Wasser aus dem Bach, und Leute, die sich mit aller Liebe und viel Fachwissen um die Pferde kümmern. (www.pferdeparadies.de)



Leider kann ich ihn viel zu selten besuchen - und er legt eigentlich auch gar keinen gesteigerten Wert darauf...solange ich etwas zu fressen dabei hat, kennt er mich, aber wenn meine Hände und Taschen leer sind, trollt er sich wieder...im direkten Vergleich ist eine saftige Grüne Wiese oder ein frischer Heuballen doch wesentlich interessanter als so ein Mensch, der an ihm rumfummelt, ihn womöglich PUTZEN (igitt!) will oder sonstwas von ihm verlangt. Er ist eigentlich total verwildert - und das gönne ich ihm auch...Putzen fand er sein Leben lang doof, arbeiten sowieso und Menschen sind ja doch nur ein notwendiges Übel, um auf die Koppeln zu kommen.

Die hat er jetzt 24 Stunden am Tag, im Winter sieht er aus wie ein hochgebockter Grizzly-Bär und er hat das bekommen, was er sich über lange Jahre verdient hat.



Ohne Pferde hab ich es genau 3 Monate ausgehalten...ich bekam den totalen Budenkoller und mir fiel die Decke auf den Kopf...also machte ich mich auf die Suche nach einer Reitbeteiligung.

Das erste Pferd, das ich über 3 Monate geritten habe, was ein 5jähriger, ebenfalls sehr schlecht erzogener und furchbar schreckhafter Schimmelwallach.

Der zwar in der Halle sehr schön ging und schnell lernte, aber im Gelände für eine junge Mutter wie mich einfach unverantwortlich gefährlich war.

Er ging selbst auf Asphaltwegen durch und ließ sich kaum parieren. Entspanntes Reiten war mit ihm nicht möglich - er stand 23 Stunden am Tag in einer stockfinsteren Box, wo er nichts sah und mitbekam und bekam schon auf dem Weg in die Halle oft die Krise.

Ich entschloß mich - auch aufgrund der langen Fahrzeit dorthin - wieder aufzuhören, ich konnte mir so einen Feuerstuhl einfach nicht erlauben, hab ja schließlich auch Verantwortungsgefühl für meine Familie.

Ich empfahl der Besitzerin damals, ihn in einen anderen Stall - zumindest aber eine Außenbox zu stellen, damit das Tier einfach auch etwas von der Welt mitbekam und seine Angst vor allem und jedem verlor.

Das hat sie dann auch getan und das letzte, was ich von ihr hörte war, daß sie mit ihm sogar auf Turniere ging.


Der nächste war Sinaro - ein damals 11jähriger Vollblutwallach, auch ein Schimmel, der mich von der Leistungs-und Lernfähigkeit von Blütern komplett überzeugt hat.

Ein hochintelligentes Pferd, das, wenn er einmal etwas gelernt hat, immer weitermachen will und der einfach nur Spaß macht.

Von "Ich galoppiere grundsätzlich nur rechts und dann auch gleich in Rennbahntempo an und im Trab halte ich von Dehnung nix, sondern trippel lieber vor mich hin", hat er sich in dem Jahr immerhin bis auf ein solides A-Dressur-Niveau gesteigert. Springen ging er auch schon vorher - aber inzwischen auch in einem schön anzusehenden Stil.



Er ist zwar ein echter Lausbub und ist gerade im Winter extrem "knackig", aber er wird nie kopflos und hat sogar mir den Spaß am Geländreiten zurückgegeben. Er kann klettern wie eine Bergziege, abgehen wie die Feuerwehr - und ist auch sofort wieder "bei einem" und läßt sich problemlos wieder durchparieren.



Sinaro habe ich ein Jahr lang geritten, leider ist seine Besitzerin dann aber beruflich bedingt mit ihm umgezogen und dorthin wäre es einfach zu weit.


Es ging dann quasi übergangslos mit "Rennschnecke" weiter.

(Sie ist kürzlich verkauft worden, und ich weiß nicht, ob die neuen Besitzer mit einer Veröffentlichung ihrer Geschichte einverstanden sind. Deshalb nutze ich jetzt dieses Synonym hier.)

Ein inzwischen 8jährige Stute, bei der eigentlich alles falsch gemacht wurde, was man bei einem guten Pferd falsch machen konnte.

Mit 4 Jahren eingeritten, aufgrund ihres extremen Vorwärtsdrangs mit immer schärferen Gebissen, solange bis sie total zügellahm wurde und mit "Tickern" (lahmen) reagierte. Die Besitzerin hatte wenig Zeit und noch weniger Erfahrung, ließ sich von den falschen Leuten die falschen Dinge erzählen ("Nimm doch ein Tellington Jones Bit, damit hälst Du sie" - wer mit so einer scharfen Kandare, mit zwei Zügeln mit voller Anlehnung reitet, muß es ja wissen) und war irgendwann so verunsichert, daß sie gar nicht mehr ritt, die Stute nur noch in der Halle herumbuckeln ließ und sich nur noch spätabends in den Stall traute um niemandem zu begegnen. Auf die Koppel kam die Maus auch nicht mehr und sie verletzte sich ständig im Stall, weil sie ihren Nachbarn hinterher wollte.

Sie webte, sie tickerte beim reiten und sie war einfach nur noch ungenießbar.

Die Konsequenz war dann, daß man sie für ein Jahr auf eine Koppel (da wo Don auch ist) stellte. Dieses Jahr hat ihr unglaublich gut getan, sie war wieder (meistens J ) klar im Kopf und war "erwachsen" geworden. (Abgesehen davon, daß sie bildhübsch und ein "echtes Brett von einem Pferd" wurde.)



Als sie wiederkam, kam ich dann dazu. Nachdem sie die Verletzungen, die sie sich kurz vor dem  Transport zugezogen hatte, auskuriert waren, war ich die erste, die sie wieder geritten hat - am Anfang, wegen dieser Knieverletzung, nur im Schritt.

Und es war wieder wie beim Einreiten: Kein Gleichgewichtsgefühl, sie schwankte bei jedem Schritt, keine Kondition und kein Vertrauen...

Aber das gab sich relativ schnell und sie machte wirklich Spaß. Ihr größtes "Problem" ist wirklich ihr enormer Bewegungsdrang. Sie will immer und überall nur vorwärts, vorwärts, vorwärts....wenn man dem entgegenkommt und den Drang "kanalisieren" kann in Mitarbeit und Konzentration, hat man ein hammergeiles Pferd unterm Hintern, die Traversalen in allen Gangarten geht und wirklich "auf den Punkt" geht.



Ansonsten rennt sie einfach nur...

Aber es ist halt nicht jedermanns Sache, so ein Pferd zu reiten und deshalb stand sie bald  zum Verkauf, denn die Besitzerin hatte nach wie vor keine Zeit und wenig Lust- bei aller Liebe zum Pferd...

Es gab ein Riesenhickhack im Stall, weil wieder jeder meinte, seine Meinung kundtun zu müssen und endete in einer "Nacht-und-Nebel-das-Pferd-kommt-weg" Aktion, bei der viele Tränen flossen und die einen sehr schlechten Nachgeschmack behalten hat.



Ich hatte meinen Mann ja schon so weit, sie selbst kaufen zu können, wir wollten nach unserem diesjährigen Urlaub Nägel mit Köpfen machen, aber dieser Urlaub endete mit einem Bandscheibenvorfall meinerseits und mindestens einem Jahr Reitverbot - so daß mir das Pferd quasi unterm Hintern wegverkauft wurde - und wie ich bisher gehört habe, geht es ihr bei ihren neuen Besitzern sehr gut und die kommen auch prima mit ihr klar. Ich hoffe, daß das wirklich so ist und wünsche der dicken Maus alles Liebe und Gute.



Tja...dieses Kapitel wird wohl frühstens Mitte 2004 weitergeschrieben werden...und bis dahin drücke ich all meinen "vierbeinigen Untersätzen" die Daumen, daß sie noch lange gesund bleiben und ihr Leben genießen können.

Update:

Seit September 2004 bin ich wieder beritten. Ich glaube, das ist eine der schwersten Aufgaben bisher... Eika ist so ziemlich das faulste Pferd, das es auf der großen weiten Welt gibt...

Aber mit Geduld und Spucke, vieeeel Motivation und einer meinerseits immer besser werdenden Kondition wird aus ihr doch noch ein richtig nettes Reitpferd. Die Übergänge in alle Richtungen klappen schon super, sie galoppiert sogar aus dem Stand an...daran wäre anfangs noch nicht mal zu denken gewesen.

Wenn die Hilfen immer feiner werden können und man sich nicht mehr wie der letzte Bauerntrampel vorkommt, ist das schon ein verdammt gutes Gefühl!

Gute Fotos fehlen leider mangels gutem Foto-Wetter immer noch, aber immerhin hat Janni seinen Spaß mit ihr: (Auf dem Bild noch mit Frisch-von-der-Koppel-Bauch!)




Am 15. April 2005 musste ich meinen Dicken einschläfern lassen. Er hatte massiv abgebaut, war nur noch Haut und Knochen.

Als er dann anfing, Blut zu pinkeln, ließ ich ihn erlösen.

Es war ein ganz friediches Ende. Mein Bub ist ohne Angst und voller Vertrauen zur Regenbogenbrücke gegangen.

Du fehlst mir, mein Grosser.

 
   
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